Initiative für Lehmbau und nachhaltige Kreislaufwirtschaft

WIR!-Bündnis GOLEHM

Wir sind ein Forschungsnetzwerk aus wissenschaftlichen Institutionen, Vereinen, Unternehmen, Bauhandwerk, BürgerInnen und kommunalen VertreterInnen.

Wir machen den massiven Lehmbau in Mitteldeutschland zukunftsfähig!

Lehm ist lokal in großen Mengen vorhanden, einfach zu gewinnen, energiearm zu verarbeiten und wiederzuverwerten. Damit erfüllt er alle Anforderungen an einen klimagerechten und klimaangepassten Baustoff. Noch heute prägen hunderttausende massive Lehmgebäude insbesondere den ländlichen Raum. Dieser bislang kaum erschlossene Wissensspeicher ist die Basis für die Forschungs- und Entwicklungsvorhaben unseres Bündnisses. Wir schöpfen aus unserer regionalen Tradition und leiten daraus vielfältige Innovationen rund um das Bauen mit Lehm ab.

 

Gebäude in der für Mitteldeutschland typischen Massivlehmbauweise während der Umgestaltung zum modernen Wohnhaus im Burgenlandkreis.

Baustoff Lehm - Industriezweig der Zukunft

Gemeinsam mit unseren Bündnispartnern schaffen wir dynamische Lösungen, die sich an geschlossenen Stoffkreisläufen orientieren. Konkret geht es um die Nutzung von Lehm als verkanntem Rohstoff, der Großteils als Bodenabfall bei Erdaushub anfällt. Lehm ist der Grundstoff für heimische Bauprodukte, die mit nachwachsenden regionalen Rest- und Rohstoffen wie Hanf, Stroh, Holz oder Schilf eine ressourceneffiziente, klimafreundliche Bauindustrie in Mitteldeutschland befördern und den Fokus auf kreislauffähiges Wirtschaften und zirkuläres Bauen legen.

Mit der Skalierung von Lehmbaustoffen im industriellem Maßstab bietet sich die Chance das Innovationsfeld Lehmbau als wirtschaftsstarke, klima- und ressourceneffiziente Branche wiederzubeleben und den regionalen Strukturwandel damit entscheidend mitgestalten.

Besichtigung der Produktionsanlage für großformatige Lehmsteine bei unserem Bündnispartner KIMM GmbH & Co. KG

Traditionelles Bauhandwerk als Potential

Die ältesten noch stehenden Massivlehmgebäude in unserer WIR!-Region datieren in das 16. Jahrhundert, die jüngsten in die 1950er Jahre. Sie alle sind Teil der Kulturlandschaft und damit der regionalen Identität.

Das Wissen um die Massivlehmbauweise und auch um die Bauten selbst sind in den letzten 70 Jahren in Vergessenheit geraten. Wir wollen diese Tradtion, die uns die Chance auf eine nachhaltige, klimafreundliche und regional verankerte Bauwende bietet, wieder zum Leben erwecken!

Zwei Studierende beim Anmischen von Stroh-Lehm beim Lehmbaukurs des Dachverband Lehm e. V. in der historischen Brauerei Schemme e. V. in Halle (Saale).

Land aus Lehm - Unsere erweiterte WIR!-Region

In Mitteldeutschland werden seit Jahrtausenden Gebäude mit massiven, tragenden Wänden aus Lehm errichtet.

Die klimatischen und geologischen Gegebenheiten östlich des Harzes bilden die optimale Basis für diese Bauweise: Im Windschatten östlich des Harzes lagerten sich während der Eiszeit Lössböden ab. Dieses kalkhaltige Sediment aus Schluff, Ton und Sand liefert den perfekten Baustoff für die Wände.

Die Gebäude sind, wenn sie genutzt und materialgerecht gepflegt werden, sehr dauerhaft, da es im Mitteldeutschen Trockengebiet in trockenen Jahren mit nur ca. 450 mm–480 mm durchschnittlicher Jahresniederschlagsmenge fast so wenig regnet wie in Wüstengebieten (Quelle: Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt).

Unsere WIR!-Region deckt sich mit der Verbreitung der historischen Massivlehmbauten in Mitteldeutschland. Auf Grundlage der Erkenntnisse aus der stetig voranschreitenden Erfassung und Kartierung der Massivlehmgebäude (Massivlehm-Atlas) haben wir die WIR!-Region Ende 2024 besonders in den Raum Sachsen erweitert.

Unsere GOLEHM-WIR!-Region entspricht der Verbreitung der historischen Massivlehmbauten und der Lehmvorkommen in Mitteldeutschland. Kartengrundlage = DGM 200 © GeoBasis-DE / BKG (2021); Grenzen Bundesländer © GeoBasis-DE / BKG (2022); Löss & Lösslandschaft Bergland = BGL 5000 @ BGR, Hannover (2005); Mitteldeutsches Trockengebiet nach Fabig 2007, 19; erstellt in QGIS

Grundlagenforschung für eine starke regionale Bauwirtschaft

Unser strategischer Schwerpunkt liegt darauf, erkannte Hürden und Hemmnisse im Lehmbau durch die Fortschreibung der Bemessung/Zertifizierung sowie die Entwicklung von Baustoffen/-teilen und Sanierungstechniken zu beseitigen. Zukünftig wird der wissens- und anwendungsbezogene Techniktransfer und die Skalierung der Prozessketten stärker ins Zentrum der Projekte rücken. So erzielen wir noch mehr unternehmerische Beteiligung, bringen die bereits entwickelten Innovationen zügig in Anwendung und erhöhen unsere Sichtbarkeit und die Akzeptanz in der Region.

Druckfestigkeitsmessung an einem Lehmprüfkörper im bodenmechanischen Forschungslabor der HTWK Leipzig. Foto: B. Löwe, HTWK

Zukunftsfähige Lösungen für die Bauwende

Die Bauwirtschaft steht derzeit an einem Wendepunkt. Herkömmliche Baustoffe wie Sand und Gips werden zunehmend knapper und der Neubau damit teurer. Im Bestandserhalt wird daher immer mehr der Schlüssel zur nachhaltigen Entwicklung gesehen, denn hier liegt ein wesentlicher Hebel für die Schonung von Ressourcen und somit auch ein hohes CO2-Einsparpotenzial. Die Bundesregierung hat dies 2024 im Entwurf für die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) schwerpunktmäßig festgelegt (https://www.bmuv.de/meldung/entwurf-der-nationalen-kreislaufwirtschaftsstrategie-vorgelegt).

In der Kombination mit der Nutzung von rezyklierbaren Baustoffen wie Lehm kann so eine echte Kreislaufwirtschaft und eine nachhaltige Bauwende erreicht werden. Denn: fast 40% der weltweiten CO2-Emmissionen werden durch die Baubranche verursacht. In Deutschland machen Bau- und Abbruchabfälle sogar mehr als die Hälfte (55,4%) des gesamten Abfallaufkommens aus.

Die Devise lautet also: Umbau statt Neubau - Kreislauf statt lineares Wirtschaften!

Schöne Aussichten: im Erhalt von Bestandsgebäuden und im Bauen mit Lehm liegt ein zentraler Hebel für mehr Klimaschutz, Ressourcenschonung und eine starke Wirtschaft.

Mehr erfahren zum Bauen mit Lehm: